“Frohe Weihnachten wünsche ich Euch!!! Der Anhang ist eine kleine Pause wert! Herzlich” grüßt eine liebe Kollegin per E-Mail und empfiehlt das Youtube-Video Christmas Food Court Flash Mob, Hallelujah Chorus – Must See!
Ein schöner Streifen, ein geniales Musikstück, unkaputtbar. Die kleine Aufmerksamkeit ist verbunden mit dem Wunsch, dass wir alle mal innezuhalten und uns verzaubern lassen. Soweit alles Bestens. Mein kleiner Beigeschmack: während jetzt alle auf u-tjuub starren, probt ein ähnlich ambitionierter Kirchenchor irgendwo in Frankfurt Händels Messias samt Halleluja und keiner merkt es. Das Internet, die Medien ziehen uns alle raus und weg aus unserer unmittelbaren Umgebung, unserem eigenen Alltag. Wir werden blind für das was um uns herum geschieht, schauen durch Tunnel in weit entfernte Galaxien. Die meisten “Aaaahs” und “oooohs” können wir uns aber auch direkt im Konzert um die nächste Ecke abholen oder in der Oper, im Kino, im Theater. Aber wer weiß das denn schon (noch) wirklich, wer fragt danach? Zumal man auch durch den Schneematsch latschen und sich vorher Karten besorgen müsste. Und das “Halleluja” kommt in echt halt nicht nur als 4-minütiges Dessert, sondern als Teil eines dreieinhalbstündigen Oratoriums oder wenigstens eines 2-stündigen Konzerts mit noch anderen Programmpunkten.
Denn auch das muss man feststellen: auf dem Video ist jetzt nicht gerade eine übermäßig berauschende Giga-Interpratation des Händel’schen Hallelujas. Dieses Niveau hat hierzulande jeder zweite mittelstädtische Kirchenchor. Nur traut der sich normalerweise nicht zwischen die Schnellimbisse im Nordwestzentrum. Leider.