Dialog der Edelfische

Liedtext für 
"Der Chor Frankfurt" 1989

Beim Spaziergang durch die Stadt
spür im Magen ich die Leere,
ich merk gleich, ich bin nicht satt
und wünsch plötzlich, daß ich's wäre.

Vor des innern Auges Mitte
seh ich wie im Hungerwahne
eine riesengroße Fritte,
Ketchup, Mayo, Bockwurst, Sahne.

Ich kann es ganz schwer ertragen,
wenn mein Darm was essen will,
wo ist hier ein Imbißwagen,
wo ist der Drei-Damen-Grill ?

Alle Essen sind Gespenster,
keine Kneipe in der Nähe;
da ! ein hell erleuchtet' Fenster,
wo ich Menschen essen sehe.

(Was ein Glück, ich bin gerettet,
jetzt geht's an warme Büffet.)

Ich renn rein und ignoriere
in der Not das Eingangsschild
und merk erst als ich schon drin bin,
wo ich hier gelandet bin.

Weiße Deckchen, hohe Gläser,
schick gedeckt ich vor mir seh',
auf dem Klo gibt's keine Präser,
das Lokal heißt "Zum Gourmet".

O la la.

Der Herr Ober bringt die Karte,
ich werf einen Blick darauf,
mir erstarrt die Nackenschwarte,
ich setz meine Brille auf:

'Dschü dü früh mit Pampajone,
Muhs vom Ox, Böff alla Meer,
blaue Grütze mit und ohne',
ich raff gar nix, bitte sehr.

'Zandermus mit Stangenkerbel,
Quarksufflee mit Birnenflocken,
Ravioli mit Creme 'Ferkel',
dazu Riesling, aber trocken'.

Der Herr Ober naht von neben,
als wenn er geahnt was hatte,
wagt sich einen Rat zu geben
und empfühlt die Tagesplatte:

'Heute ganz besonders lecker,
unerreicht in seiner Frische,
angerührt von Maitre Becker:
"Dialog der Edelfische"'.

Was das ist will ich schon fragen,
doch der Kellner grinst so hämisch,
mir knurrt laut der leere Magen,
ich ergeb' mich: 'Gut, das nehm ich !'

Jetzt ist alles fast in Butter
und in einer kleinen Weile
kommt mein heißersehntes Futter,
ich lehn mich zurück und träume.

Sanft betäubt von Cohldampf Simplex
werden wischi-wasch die Lichter,
in Erwartungs-Hunger-Spätstreß
seh ich vor mir Fischgesichter.

Mein Gehirn folgt fest dem Schema,
und ich schließe mit mir Wetten,
was des Dialoges Thema
und die sich zu sagen hätten:

Blubb, blubb, blubb, blubb, .......