Wolfgang Barina stellt vor:
KLICK DICH!
Fotografische Selbstinszenierungen aus drei
Jahrzehnten von Andreas The August, Wolfgang Barina und Hans-Ludwig
Jessl
Mit
dem Gang in die Passfotokabine geht die Unschuld verloren: jeder hat
sich auf diese Weise schon selbst fotografiert, hinter vorgezogenem
Vorhang ein Lächeln simuliert, obwohl das Passamt nicht danach gefragt
hat.
Sein eigenes Spiegelbild und sich selbst mit
Fernauslöser fotografieren, sich in inszenierten Posen und
Verkleidungen von anderen knipsen lassen, ist dann nur noch die andere
Seite der gleichen Medaille: jeder tut es, wenige bekennen sich dazu und
zeigen die Bilder her.
Andreas The August, Wolfgang Barina und Hans-Ludwig
Jessl sind bekennende Selbstinszenierer, nicht nur als Autofotokraten,
sondern auch als Musiker, Maler, Chorleiter, Hobbylyriker. Dennoch
stammen die meisten Arbeiten dieser Ausstellung aus dem privaten Bereich
und wurden ursprünglich nicht zum Herzeigen angefertigt.
Die
Ausstellung zeigt rund 70 in Selbstabbildungsabsicht entstandene Motive
in Farbe und Schwarzweiß aus der Zeit von den 1960er Jahren bis heute.
Dabei sind nicht alle Aufnahmen mit Hilfe von Spiegeln und Selbstauslösern
entstanden, oft haben auch Freunde die Kamera ausgelöst. Bei allen
Bildern hat aber der Abgebildete das Motiv bestimmt.
Einige Aufnahmen sind als Marketingmaterial
entstanden (CD-Cover von Andreas The August), einige zeigen unverkennbar
karnevalesk verkleidete Menschen in albernen Posen. Von Andreas the
August existiert daneben eine Akt-Serie, die als Studienmaterial für
Zeichnungen und Gemälde dienen sollte. Viele Bilder entstanden aber
ohne bewussten Verwendungszweck: lyrisch-romantische Naturszenen,
formatfüllende Gesichter, Körperbeobachtungen, Selbstportraits mit
arrangierten Staffagen und irritierenden Assesoires wie Pilzen oder Kuhhörnern.
Die
meisten Aufnahmen wurden mit „offenem Visier“ angegangen: stets sind
die portraitierten Personen für alle Betrachter wiedererkennbar.
Niemand versteckt sich, es gibt keine schwarzen Balken über die Augen,
kaum Masken und Perücken, keine identitätsverschleiernden optischen
Verzerrungen. Nur der Zeit wurde über mehr als drei Jahrzehnte
gestattet, die Charaktere zu verändern.
Der unverminderte Antrieb über so lange Zeit
kontinuierlich Portraits von sich selbst zu fertigen, belegt eines der
Motive der Akteure: es ist weniger übersteigerte Selbstverliebheit als
beharrlich fragende Selbstbeobachtung.
Die Originalfotografien entstanden in der frühen
Zeit mit analogem Filmmaterial, später mit Digitalkameras. Für die
Ausstellung wurde auch das Analogmaterial digitalisiert.
Alle Exponate wurden mit Tintenstrahldruckern auf
handelsüblichem Fotopapier hergestellt. Dabei wurde nur minimal
nachbearbeitet oder retouchiert. Nur ganz gelegentlich werden
Ausschnitte gezeigt. In der Regel ist das gesamte Foto abgebildet. Es
geht der Ausstellung mehr um den Blick auf die Selbstinszenierung, als
um die formale Qualität der Aufnahmen oder Reproduktionen. Von daher
ist auch die Präsentation des zugrundeliegenden Originalmaterials
entbehrlich. Alle Fotos werden einheitlich auf Din A4-Papier mit weißem
Rand gezeigt.
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