29. Dezember 2004
Von dieser zum dritten Mal in Frankfurt stattfindenden Veranstaltung berichtete ich mit gemischten Gefühlen. Ich kann mir das tendenziell Gute, aber auch das Schreckliche daran sehr gut vorstellen. Man muss es ja nicht immer zu eng sehen, aber eine solche Szenerie vertausend-„aua“-t das, was an Bach ohnehin schon oft falsch gemacht wird: eine zu große Besetzung wird nochmals dramatisch vergrößert. Natürlich ist auch dieser Denkansatz schief, denn die Grundlage unserer heutigen Chorpraxis ist nun einmal die Kantorei, der bürgerliche Gesangverein des 19. Jahrhunderts. Das hat gleich sowieso nichts mit der Welt zu tun, in der Bach lebte und arbeitete. Ob da denn nun 80 oder 600 mitsingen, macht es auch nicht fundamental anders, wird aber hier vielleicht etwas unglücklich am falschen Werk exerziert. Und die Einbeziehung des Publikums, also der Gesamtheit der in einem großen Raum Anwesenden in das Musizieren hat durchaus etwas Faszinierendes, von Dynamik, Lautstärke und Raumklang beginnend bis zu egalitär-demokratischen Aspekten gedacht. Denn wie heißt es doch alle Jahre wieder: „AUCH DIE ARIEN KÖNNEN MITGESUNGEN WERDEN“.
An dieser Stelle, und da bin ich mir jetzt aber ganz sicher, heißt es Abschied nehmen von künstlerisch-interpretatorischen Werten und lustvoll eintauchen in ein musikalisches Massenspektakel, dessen oberstes Ziel als erreicht gelten kann, wenn es nach oder während „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ im Rund der Kirche St. Bernhardt zu einer spontanen „La ola“-Bekundung kommt oder im Anklang an „Ruu-uu-di Völler“ dem Dirigenten mit „Thoo-oo-mas Hanelt“ gehuldigt wird.
PS: Das nächste Massenspektakel in Frankfurt vor dem 4. Singalong, der Frankfurt-Marathon 2005, findet am 30.10.2005 statt. Das nächste Heimspiel der Eintracht ist am Montag, den 24.1.2005, um 20.15 Uhr gegen Alemania Aachen. Bitte nicht alle DSF schauen! Vielleicht kann sich ja ein Teil der Mitwirkenden des Singalong im wunderschönen neuen Stadion einfinden und die Aachener Spieler abwechselnd mit „Schlafe, Du Abwehr, genieße der Ruh“ einlullen und mit „Jauchzet, frohlocket“ die eigene Mannschaft auf Wolke 7 singen.