Kantina Karantena (11)

Rezepte und Geschichten aus der házi karantén

Tag 11
(Sonntag, 13. September 2020)

Nur noch der heutige Sonntag sowie drei weitere Tage in Quarantäne, bis Mittwoch,  24 Uhr, einschließlich. Das ging schnell vorbei. Man gewöhnt sich.

Immer noch parkt irgendwann am Tag ein Polizeiwagen kurz vor dem Tor. Der Fahrer hupt und wartet bis wir vollständig versammelt aus der Haustür treten oder von der Wiese winken, der Beifahrer winkt freundlich zurück und dann sind sie auch schon wieder weg. Same procedure as gestern und auch vorgestern. Letzte wirklich spannende Fragen in Sachen Quarantäne sind jetzt nur noch wer am Mittwoch um Mitternacht das „Betreten verboten!“-Schild am Hoftor abnimmt, ob die Streife nicht doch auch noch versehentlich am Donnerstag vorbeikommt und was es mit uns macht, wenn wir weiter aus dem Türchen auf die Straße treten als zum herausstellen der Mülltonne nötig, wieder einen Nachbarn besuchen, am Freitag mit dem Auto auf den Markt nach Bonyhád oder gar am Sonntag in die Weltstadt Budapest fahren. Wir nehmen aber an, dass wir uns schnell an diese Reizüberflutung gewöhnen werden und keine größeren Folgeschäden eintreten. Wirklich kniffelig dürfte es nur bei der Entfernung des Schildes werden, das dürfen ja laut Aufschrift nur amtlich Befugte herunternehmen, also keinesfalls wir. Am Besten wir fragen die Beamten am Mittwoch bei ihrer Abschiedsvorstellung. Vielleicht nehmen sie das Schild  ja gleich mit, dann wären wir etwas vorzeitig Freigänger. Bericht folgt.

Der Sonntag beschert uns am späten Nachmittag einen klassischen Rinderbraten, der steht jetzt schon auf dem Herd beziehungsweise im Rohr. Neben den aller-, aber auch wirklich allerletzten von gestern übrig gebliebenen Waldviertler Salzerdäpfeln aus – sprechen Sie mit! – Bruck an der Leitha, die heute die Bratkartoffeln geben werden, sollen auch noch „Salzäpfel“ auf den Teller. Das Rezept dazu kam im Laufe des Tages über whatsapp herein und findet spontan Gefallen. Danke, liebe U. O.!

Überhaupt werden wir auf mehreren Kanälen mit Essensanregungen und -fotos beschenkt, wofür wir uns herzlich bedanken. Von unterwegs aus Ligurien wird uns zum Beispiel dieser perfekt als Steinpilz gestaltete „Art Kürbis-Flan mit einer leichten Gorgonzola-Soße“ vorgestellt, der offenbar unter einem von der Decke hängenden Teller angebracht und gegessen wird. Ein kleines Küchenwunder. (Danke, liebe S.!)

Unser Rezept und die Fotos vom Sonntagsbraten folgen unten, vorher muss die Mahlzeit aber verdient sein, weswegen der Quarantäniker, während die Quarantänistin sich heute um das Essen kümmert, etwa 15 mal – und das am Ende vergeblich! – mit einer wackeligen Leiter in sehr ungünstiger Schrägstellung in die und aus der engen Grube für unsere Brunnenpumpe steigt, die unerfreulicherweise ihre Dienste versagt.

Dazu kommen die Gebühren für ein Auslandsferngespräch mit Freund H., dessen Mobiltelefon aktuell in einer Funkzelle am Starnberger See eingewählt ist. Auch er hat keine größeren Bedenken, den wahrscheinlich defekten Druckregler, der das Gerät in Intervallen an- und ausschaltet, zu umgehen und die Pumpe direkt an den Saft zu hängen. „Mehr kaputt als jetzt kann sie ja  nicht gehen.“

Dieses Telefonat fand aber statt nachdem das Auf- und Zuschrauben mehrerer Schalter- und Anschlussverkleidungen sowie die Turnübungen auf der Leiter bereits beendet waren. Die Pumpe wird also erst morgen in Gang gesetzt oder „mehr kaputt gemacht als jetzt schon“, heute ist erst mal endlich Essenszeit.

Rinderbraten 

  • Rindfleisch auf dem Herd in einem Bratentopf scharf anbraten, salzen und pfeffern,
  • gewürfeltes Dörrfleisch dazugeben und mitbraten,
  • Fleisch und Dörrfleisch herausnehmen,
  • Tomatenmark im Bratensatz anrösten,
  • klein gewürfelte Zwiebeln, Knoblauch, 2 Lorbeerblätter, Wurzelgemüse (vom 1. Tag) dazu geben und anschwitzen,
    mit Rotwein aufgießen, etwa um die Häfte einköcheln lassen,
  • Fleisch und Dörrfleisch zurück in den Topf geben,
  • mit Brühe aufgießen (nicht ganz bedecken),
  • 1-2 Zweige Thymian zugeben,

  • Topf mit Deckel bei 160 Grad für ca. 3 Stunden in den Backofen stellen (bis das Fleisch weich ist), ab und zu nachschauen, ob noch genug Flüssigkeit da ist, sonst Brühe nachgießen,
  • das weiche Fleisch herausnehmen, Lorbeer und Thymian entfernen, den Rest pürieren,
  • Sauce nach Belieben mit Balsamico abrunden,
  • Fleisch in Scheiben schneiden und in der Sauce warm halten.

Fertig.

Salzäpfel
Apfelscheiben mit Zitronenensaft beträufeln, salzen und auf einer Grillpfanne braten.
Fertig.

Bratkartoffeln
mit Rosmarin in einer Pfanne goldgelb rösten.
Fertig.

Und da ist er, der Sonntagsbraten:

Jó étvágyat!