Tsunami

30. Dezember 2004

Leider sind die Ereignisse in der großen weiten Welt in diesem Jahr besonders wenig geeignet, irgendwelche illusionistischen Zukunftsphantasien zu entwerfen. Frieden, Glück, Gesundheit zu wünschen, droht zur Floskel zu verkommen, angesichts einer immer unfaßbarer werdenden Flutkatastrophe in Asien, davor Irak und die zweite Amtszeit Bush und was da immer sonst noch im letzten Jahr war und auf uns zuzukommen droht. Zu schweigen von Hartz IV und den kleineren und größeren näheren Malaisen als den – relativ – kleineren Übeln.

„Innehalten“ zum Jahresende, zurück- und nach vorne schauen, scheint mir in diesem Jahr besonders schwierig, aber auch notwendig. Natürlich geht erst mal „Lebbe weider“. Muss. Aber: man muss schon auch Routinen durchbrechen oder umgekehrt Dinge, die man sonst routinemäßig nicht tut, symbolisch doch tun, um nicht vor sich selbst das Gefühl zu haben, man sei machtlos und stumpfe ab. Ich werde in diesem Jahr für die Opfer der Flutkatastrophe spenden; für den Gegenwert des Feuerwerkes, das ich auch sonst nicht gezündet hätte.

Kunst und Kultur? Was zählt das angesichts von Krieg und Katastrophen? Für mich viel, vielleicht gerade deswegen und trotzdem. Ich vertraue in die Eigenschaft der Kultur, der Künste, Dinge lebbar und ertragbar zu machen, die sonst schwieriger zu bewältigen wären (dies ist auch eine meiner verschiedenen Definitionen des Begriffs Kultur oder was ich dafür halte).

Kunst, Künstler, Kultur im weitesten Sinne haben immer unter solchen und ähnlichen Verhältnissen – auch noch deutlich schlechteren – bestanden, vielleicht sind sie diesen ursächlich entsprungen als rituelle Bewältigung einer traumatischen äußeren Bedrohung – Gewalt, Katastrophen, Hunger, Einsamkeit – und haben dieser zusammen mit Religion (wenn man das an dieser Stelle überhaupt unterscheiden will) einen nicht mehr hinterfragbaren „höheren“ Sinn verliehen: „Nicht vom Brot allein…“

Was dieser Mechanismus hergibt? Alles, was die Situation zulässt oder Menschen in der Lage sind, daraus zu machen: von situativen, strikt reaktiven, autobiografisch gefangenen Äußerungen bis zu autarken, transzendierenden, raum-, situations- und zeitüberschreitenden, normativen ästhetischen und ethischen Hervorbringungen. Der Übergang – ohne jede Wertdeutung! – ist fließend: von Ringelnatz und Kästner bis Beethoven und Goethe.

Gute und schlechte, günstige und weniger günstige Zeiten für Kultur und Kulturschaffende? Kaum. 1648 bringt Heinrich Schütz seine Sammlung „Geistliche Chormusik“ zum Druck, noch bevor der 30-jährige Krieg zu Ende war, die pädagogisch-kompositorische, einem Vermächtnis gleichende Quintessenz eines auf dem geistigen Höhepunkt angelangten Genius. Wie konnte ein solch verdichtetes, in der Aussage kompaktes und ungebrochenes, von den Einflüssen der Umgebung scheinbar (!?) völlig unberührtes Werk in den Wirren und Gräueln des 30-jährigen Krieges gedacht und zu Ende gebracht werden? Keine Ahnung, aber es funktioniert und das tröstet mich.

Ich will es so zusammenfassen: den Lauf der Welt empfinde ich als erschütternd und angsteinflößend, aber nicht als hoffnungslos oder perspektivenlos. Allem, was mir dabei hilft, was Wege und Auswege aufzeigt, verleihe ich das Adelsprädikat „Kultur“.

Es scheint dabei eine menschliche Regung zu sein, dass den kleinen Gesten, den „Wundern des Alltags“ in schwierigen Zeiten eine besonders Bedeutung zukommt. Eine als vermisst gemeldete, unersetzliche alte wertvolle Geige ist wieder aufgetaucht ist. Sie wurde völlig unerwartet beim Fundbüro abgegeben! Es gab ein Freudenfest.

Zum „3. Frankfurter Singalong“ mit J.S. Bach WEIHNACHTSORATORIUM

29. Dezember 2004

Von dieser zum dritten Mal in Frankfurt stattfindenden Veranstaltung berichtete ich mit gemischten Gefühlen. Ich kann mir das tendenziell Gute, aber auch das Schreckliche daran sehr gut vorstellen. Man muss es ja nicht immer zu eng sehen, aber eine solche Szenerie vertausend-„aua“-t das, was an Bach ohnehin schon oft falsch gemacht wird: eine zu große Besetzung wird nochmals dramatisch vergrößert. Natürlich ist auch dieser Denkansatz schief, denn die Grundlage unserer heutigen Chorpraxis ist nun einmal die Kantorei, der bürgerliche Gesangverein des 19. Jahrhunderts. Das hat gleich sowieso nichts mit der Welt zu tun, in der Bach lebte und arbeitete. Ob da denn nun 80 oder 600 mitsingen, macht es auch nicht fundamental anders, wird aber hier vielleicht etwas unglücklich am falschen Werk exerziert. Und die Einbeziehung des Publikums, also der Gesamtheit der in einem großen Raum Anwesenden in das Musizieren hat durchaus etwas Faszinierendes, von Dynamik, Lautstärke und Raumklang beginnend bis zu egalitär-demokratischen Aspekten gedacht. Denn wie heißt es doch alle Jahre wieder: „AUCH DIE ARIEN KÖNNEN MITGESUNGEN WERDEN“.

An dieser Stelle, und da bin ich mir jetzt aber ganz sicher, heißt es Abschied nehmen von künstlerisch-interpretatorischen Werten und lustvoll eintauchen in ein musikalisches Massenspektakel, dessen oberstes Ziel als erreicht gelten kann, wenn es nach oder während „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ im Rund der Kirche St. Bernhardt zu einer spontanen „La ola“-Bekundung kommt oder im Anklang an „Ruu-uu-di Völler“ dem Dirigenten mit „Thoo-oo-mas Hanelt“ gehuldigt wird.

PS: Das nächste Massenspektakel in Frankfurt vor dem 4. Singalong, der Frankfurt-Marathon 2005, findet am 30.10.2005 statt. Das nächste Heimspiel der Eintracht ist am Montag, den 24.1.2005, um 20.15 Uhr gegen Alemania Aachen. Bitte nicht alle DSF schauen! Vielleicht kann sich ja ein Teil der Mitwirkenden des Singalong im wunderschönen neuen Stadion einfinden und die Aachener Spieler abwechselnd mit „Schlafe, Du Abwehr, genieße der Ruh“ einlullen und mit „Jauchzet, frohlocket“ die eigene Mannschaft auf Wolke 7 singen.

Yves le Bleu

1. September 2004

Unter großer Anteilnahme unterschiedlichster Art und Tiefe sowie unterschiedlichster Kreise wurde vergangene Woche die polymedial, aber vor allem mit großen blauen Flächen beworbene Yves Klein-Ausstellung in der Schirn eröffnet.

Wenn wirklich jemand Grund hat, mit netten Nachbarskeletten im Grab eine Freudenfeier zu veranstalten, dann nun er, unser jetzt neufrankfurter Yves. Denn was hat er da schließlich angerichtet in seinem kurzen Leben, welches bereits Anfang der 60er endete, mit seinen blauen Bildern, von denen dann übrigens die wenigsten in der Ausstellung blau sind?

September 2004, Fronkfür sür Mäh: bussi-bussi, das Museumsorchester spielt in voller Montur und mit echten Instrumenten, flankiert von einem mittelständischen-betriebsstarken gemischten Chor und einem mit Taktstock ausgerüsteten und international renommierten Operndirektor „8 Minuten Stille“ als 2. Satz einer „Sinfonie monoton“, was für sich eine gelungene Komposition ist, aber erst a) durch den Kontrast zu einem als 1. Satz dargebotenen, 12 Minuten langen gespielten und gesungenen D-Dur-Akkord und eben b) durch den Rahmen und den Raum und die Anwesenheit einer eine Stille zu hören bereiten und dazu auch gerne die Mobilfone abschaltenden Menschenansammlung erst voll wirkt. Dass dazu der frz. Botschafter erschienen ist – bussi bussi – der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Herr Breuer-Peanut – bussi bussi – die deutschstämmige Klein-Witwe samt Erben – prösterchen, stöckel-stöckel – Frau Roth, leider, war nicht abkömmlich, schade, welche Rolle hätte sie von unserm Yves in diesem Panoptikum zugewiesen bekommen? – Kulturdezernenten, TV-bekannte Gesundheitsexperten, allesamt Leute, die sonst nicht 8 Minuten schweigen können und wollen. Dass all dies so und nicht anders geschah ist das eigentliche, ein echtes Opus Klein, post hum eben.

Und wie er beispielsweise die Menschen in schwarze Klamotten gezwungen hat, damit sie die monochrome Farbigkeit seiner Bilder nicht stören, das macht ihm so schnell k(l)einer nach. Wahrscheinlich hat er auch die einzige Person unter etwa 400 bestellt, die sich in einem modisch leuchtenden orangen Pullover unter die schwarze Menge und vor die blauen Bilder gemogelt hat.

Leider kann man nun gerade diesen wesentlichen Teil der Ausstellung, das Drumrum, die Eröffnung, nicht mit auf die zweite Station nach Bilbao nehmen und vielleicht ist die Ausstellung in Frankfurt mit dieser Eröffnung im Klein’schen Sinne im Grunde bereits wieder beendet, die Exponate hat er nur in die Ausstellungsräume hängen lassen als dinglichen Teil eines Kunstwerks „Eröffnung einer Klein-Ausstellung 2004“. Perfekt.

Ein wenig anders ausgedrückt: ein Kunstwerk ist etwas immaterielles, das im Spannungsfeld zwischen einem sinnlich wahrnehmbaren Gegenstand, der Person seines Erzeugers und einem Publikum entsteht. Die faszinierendsten Werke entstehen nach dieser Sicht, wenn diese drei Komponenten perfekt zusammen wirken oder aber eben, wenn im Gegenteil einer dieser drei Teile willentlich, vor allem aber provokant ausgeblendet wird. Herr Klein beherrschst das gleich zweifach und dazu noch in mehrfach sich wiederspiegelnder Hinsicht: er hat zu Lebzeiten schon Ausstellungen ohne Exponate gemacht und in Frankfurt schafft er es, anwesend zu sein gerade durch seine Abwesenheit.

Die Begleitausstellung zu diesem Gesamtkunstwerk namens Yves Klein in der Frankfurter Schirn ist von erheblichem kunstgeschichtlichem Interesse. Sie liefert bedeutende Zeitdokumente in Form von Kunstobjekten zum Verständnis und zur Veranschaulichung einer Reihe von Entwicklungen und Sichtweisen der Kunst der Mitte des 20. Jahrhunderts in Europa.

Schnitzel Wiener Art IV

Juli 2004

Gaststätte Frankfurter Hof
Oberpfortstr. 2
65205 Wiesbaden-Nordenstadt
www.frankfurterhof.com

Das Gasthaus im sogenannten „Nassauer Ländchen“ zwischen Wiesbaden und Frankfurt hat eine lange (Familien-)Geschichte, u.a. die, dass der Mitbegründer, ein gewisser Herr Binding wg. des vermeintlich besseren Wassers die zuvor in Nordenstadt betriebene Brauerei in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts nach Frankfurt verlegte. In Nordenstadt wurden weiter bis auf den heutigen Tag eine Gastronomie und lange auch eine Metzgerei betrieben.

Heute genießt das Haus einen guten Ruf über die engeren Ortsgrenzen hinaus in Bezug auf liebevoll und originell zubereitete hessische „Spezialitäten“. U.a. wird der Handkäs neben mit und ohne Mussig in mehreren anderen kreativen Anrichtungsvarianten angeboten.

Auch in dieses Haus bin ich nicht gekommen, weil ich Schnitzel testen wollte, wir begingen einen runden Geburtstag. Aber es wollte mir schon als (Handkäse-)Zeichen des Himmels vorkommen, dass ich kaum 100 Meter vom Ort der Lektüre der Speisekarte entfernt im Saal einer Notkirche für katholische Flüchtlinge und Vertriebene zu Beginn der 60er Jahre des vorigen Jahrhundert zum damals etwa 1,20 m großen Messdiener geweiht wurde. Ähnlich exotisch wie den damals zu 110% rein protestantisch orientierten Einwohnern des „Ländchens“ nach dem Krieg die in Röcken und bunten Kragen zu Fronleichnam umherprozessionierenden Flüchtlingsministranten vorgekommen sein müssen, erstaunt den Erstbesucher des Frankfurt Hof das angebotene „mit Handkäse überbackene Schnitzel“.

Ich bin dem göttlichen Fingerzeig gefolgt, habe hineingebissen und war erfreut. Der Bann ist gebrochen. Noch sprechen wir zwar immer nicht vom „Wiener Schnitzel“ als solchem, doch war ja auch zu ermitteln zu beweisen, ob und wie ein „normales“ (Schweine-)Schnitzel schmecken kann. Und es kann. Absolut. Danke, Frankfurter Hof. Frisch. Saftig, schmackhaft, schön anzusehen. Auf den Punkt. Heiss. Keine weiteren Fragen. Ach ja, der Handkäs: mit dem Grill (Salamander?) über das fertige Schnitzel geschmolzen, zwei dicke Brocken. Erstaunlich harmonische Geschmackskombination, eher dezent. Jedem Cordon bleu vorzuziehen.

Angenehm auch das Angebot sich alle Schnitzel wahlweise auch aus einem Nackenstück zubereiten zu lassen sowie auch „natur“. Will heißen, das Produkt wird frisch in der Küche hergestellt.

PS: Nordenstadt ist kein Ausflugsziel, eher ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Wiesbaden oder zurück. IKEA-Fetischisten können ihre regelmäßigen Kontrollbesuche in Wallau aber gut mit einem Essen im nahegelegenen Frankfurter Hof verbinden.

Kádár étkezde

Budapest, 12. Juni 2004

Der tägliche Trubel ist vorbei. In der Kádár Étkezde am Klauzal-Platz verlieren sich letzte, spät eingekehrte Gäste an leeren Tischen. Zwei Bedienungen schlurfen, die Beine von der Wadenkrämpfen der letzten beiden Stunden befreiend, zwischen den leeren Tischen und der Küche umher, gleichwohl allzeit bereit, auch jetzt noch jeden Gast spüren zu lassen, dass sie für ihn da sind, freundlich, höflich, nur jetzt ganz ungehetzt. Der Zahlkellner sitzt oder steht oder beides an seinem Resopalpult und schaut matt durch die offen stehende Eingangstür auf den unter der Mittagswärme liegenden Platz: „Eső lesz“ – es wird regnen, so soll es der Wetterdienst gemeldet haben. Er gähnt.

Eine Kellnerin – halbhohe Servierstiefel – kommt und bittet um die Bestellung. „Eine Fleischsuppe – hús leves – ja aber, mit feinen Nudeln oder mit …?“. Der Rest ihrer Bestätigung geht in flüssigem Ungarisch durchs Ohr und am Verstehenkönnenorgan meines Hirns vorbei – nur später nicht versehentlich Hirn oder Lunge bestellen! – und flüssig angetäuscht erwidere ich „mit feinen ….. “ und vertraue ihrer Fähigkeit, sich den Satz ergänzend eingebildet zu haben, ich hätte in flüssigem Ungarisch „Nudeln“ gesagt. Wir verstehen uns. Sie zieht von dannen und ihre Kollegin tritt aus der Küche kommend auf mich zu – halbhohe Servierstiefel, kurzes schwarzes Röckchen, weißes Schürzchen – und ich teile Ihr nicht ganz ohne Bedauern und in flüssig gemurmeltem Ungarisch mit, dass ich schon bei der Kollegin bestellt habe.

Die bringt jetzt die heiße Suppe – es kann als gesichert gelten, dass Suppen in Ungarn heutzutage nun doch überwiegend heiß serviert werden, entgegen aller jahrzehntelang kultivierter Vorurteile gegen den realsozialistischen Schlendrian – sie bringt die Suppe nicht in einer Tasse, sondern in einer der größeren Terrinen für Gulasch- oder Fischsuppe: kurzes schwarzes Röckchen, weißes Schürzchen, älter als die Kollegin, biedere Frisur – Perücke? – große, unmodische goldberandete Augengläser. Ich werfe das ab, schaue ihr durch die Brille ins Auge und sende ihr weiter Klänge aus ihrer Muttersprache ans Ohr, die sie auf dem Weg ins ihr zentrales Sinnesorgan – nur nachher nicht versehentlich Hirn oder Lunge bestellen! – freundlich in richtige Wörter und Sätze reiht. Wir verstehen uns.

„Sajnos már nincsen“ – ja, nein, also das Kalbspaprikasch mit den Nockerln von der Tageskarte ist schon aus, leider. Die Tageskarte – kein Hirn, keine Lunge – weist noch Székler-Gulasch (mit Sauerkraut), Kuddeln und andere für die heiße Jahreszeit mir nicht ins Zeug passende Gerichte aus. Ich beginne an der normalen Karte zu lesen. Das ist aber nicht wirklich nötig, schon bietet sie mir aus dem Stehgreif ein Rindergulasch an, mit Kartoffeln. Ich akzeptiere und sitze wieder allein am Tisch.

Der Zahlkellner – ein Herr, der zum ersten Mal gesehen beim zweiten Mal schon immer dort saß mit schwarzer Hose, weißem Bediensteten-Sakko aus gestärktem Leinen, Anflug von grauen Bartstoppeln – inspiziert sein Fingernägel und spricht halblaut abwechselnd mit bereits gegangenen Gäste, den Bedienungen und sich selbst: „Esö lesz.“ „Zivatar is lesz?“ – er zuckt auf meine Frage mit den Schultern, von Sturm und Gewitter hat die Wettervorhersage nichts gesagt.

Zwei andere Gäste gehen, zahlen ungehetzt und von stammgastfloskelngespicktem Gespräch begleitet, während ich die drei großen halben Möhren in meiner heißen Suppe zu teilen beginne und bereits nach den ersten Löffeln schwitze. Am Besten schmeckt heiße Suppe im Hochsommer. Meine Bedienung bringt die als Ergänzung zum Gulasch gedachten scharfen Zutaten – trockene scharfe Paprika sowie ein Gläschen „Erös Pista“, scharfer Alexander, das auf dem Rest der Welt – nur hier nicht – Sambal Olek heißt – und zieht sich wieder in die – kühlere, wärmere? – Küche zurück. Von dort dringen muntere vor-dem-Feierabend-Aufräumklänge, das Klappern großer Töpfe und Deckel in den Gastraum. Ich kämpfe mit den wie immer zu langen Fadennudeln, die entweder als ein großer Klumpen um den Löffel geschlungen nur eingesogen werden können – zu heiß, zu laut – oder, wenn abgebissen, mit dem nicht sofort in den Mund geschafften Teilen in die Suppe zurückplatschen und heiße Brühe auf Tischdecke und Hemdbrust spritzen. Also doch die Nudeln mit der stumpfen Löffelkante durch die Flüssigkeit jagen und, wo immer sich ein paar der glatten Fäden eben am Tellerrand festhalten lassen, schnell zerteilen. Das dauert und kühlt die Brühe. Nachsalzen? Nein.

Die gerade leere Schale wird mit dem letzten daraus geschöpften Löffel Brühe durch den Teller mit dem Hauptgericht ersetzt, zwei für jeweils einen Vorgang gedachte Begleitfloskeln fließen zwanglos in einen Satz zusammen: „War die Suppe guten Appetit?!“. Dies ist eine Mittagsspeisung, kein Restaurant. Dampfender Rindergulasch der derberen Art – Reste von Tier sind sichtbar, Knöchelchen und Häute, aber auch viel Fleisch, anatomischer Neugier helfen wahlweise Veterinär, Metzger, Koch oder ein Biologiestudent weiter. Die reichliche Portion Kartoffeln ist bereits in der Art eines Eintopfs eingearbeitet. Kartoffelgulasch. Danke, nein, keinen Krautsalat dazu, auch sonst nichts. Ich schenke mir Wasser aus einer der an den Tischen stets bereitgehaltenen Mehrwegpfandsodaflaschen aus und halte Glas und Ausströmrohr in einem so ungünstigem Winkel zueinander, dass die Kohlensäure aus dem Siphon ein Wolke von Wassertropfen über Tisch und mein Gesicht ziehen lässt, sobald ich den Hebel drücke.

Der, die, das Gulasch ist wunderbar, heiß. Grosse heiße, ölige, wohlschmeckende Kartoffelstücke, die sich etwas leichter zerteilen lassen als zuvor die Nudeln, etwas. Sämiger rotbrauner, aber nicht eingebrannter oder angedickter Gulaschsud, Zwiebel-Paprika-Geschmack, etwas salzig reduziert, aber rund und intensiv. Saftig weichgeschmortes, keineswegs fasrig ausgelaugtes Fleisch, das von selbst von den Resten der Knöchelchen auf den Löffel sinkt. Danke. Ich brauche das am Tisch unter rot-weiß-karierten Stoffservietten angebotene Brot nicht, nicht zum Sattwerden, nicht zum Auftunken, Nachsalzen, nein. Nur ein Löffel Erös Pista kommt auf den Teller, wenn man es schon gebracht hat.

Weitere, noch spätere Gäste, Stammkundschaft. Ein Meter von mir wird Székler-Gulasch gegessen, kaum dass der Herr eingetreten und gesessen ist. Vorbestellung? Stammessen? Vorahnung der Bedienung? Vor der Tür – hinter meinem Rücken – Stimmen in ungarisch-jüdisch-österreichischem Deutsch, von den deutschen Wörtern dringt „Schauspieler“ herein. Da zeigt ein Herr ein paar anderen das Kádár am Klauzal-Platz und deutet durch die offene Tür herein verblichene Fotos, Zeitungsausschnitte und Zeichnungen an der Wand zur Touristenattraktion: „Schauspieler“. Der Herr am Tisch zu meiner Rechten richtet zwischen zwei Bissen ein paar schnelle ungarische Sätze an den Zahlkellner – witzelnd, genervt, genauer wissend, amüsiert – und mittendrin sagt auch er auf deutsch: „Schauspieler“.

Die öligen Reste des konzentrierten Gulaschsuds sind immer noch von so intensivem Aroma, dass ich sie auch kälter werdend noch mit dem Löffel von flachen Teller zu retten versuche, soweit dies eben ohne Tunkebrot machbar ist. Ich bin satt. Wasser kühlt die Kehle.

Der leere, wenn auch nicht brotblanke Teller, wird abgeholt. „Nagyon jó volt“ – sehr gut war es. Danke. Zum Nachtisch eine Portion Mohnnudeln? Um Himmelswillen, es war gerade genug, das wäre zuviel. Na schade, sagt sie, trottet davon, na schade, denke ich, und lasse die Speisen in mir sich setzen. Na schade, gerade Mohnnudeln, wo ich die doch so gerne essen und nirgendwo sonst mir nichts Dir nichts einfach bekomme und auch nicht oft selbst mache. Und wenn man einen Kaffee dazu tränke, möchte es gehen und vielleicht könnte ich morgen weniger essen oder heute Abend gar nicht, dann sollte es nicht schaden. Ich richte meinen suchenden Blick in Richtung Küche, wo sie im Durchgang mit dem Rücken zu mir steht und mache sie sich umdrehen, so will ich nun doch. Durch die Länge des Raums und diagonal dazu frage ich in flüssigem Ungarisch, alles verschämte Nuscheln vergessend und unterlassend – Gier – nach einer kleinen Portion Mohnnudeln. Sie kommt bis auf die halbe Entfernung – halbe Portion, halbe Entfernung – gestikulierend, zeigend, Portionen formend und Mengen mit den Händen beschreibend, gleichzeitig alles in flüssigem Ungarisch auch noch in Worte fassend, auf mich zu und überzeugt mich mühelos, dass jede, aber gerade die von Kádár heute angerichtete Portion Mohnnudeln immer klein ist, zu klein jedenfalls um daraus noch kleine oder halbe zu machen oder mindestens zu klein, um von Kádár noch mit Würde und gutem Gewissen einem zahlenden Gast angetragen zu werden. So etwas ähnliches wird sie gesagt haben. Wir verstehen uns immer besser. Eine kleine Portion Mohnnudeln, wie konnte ich nur auf die Idee kommen, Kádár kompromittieren zu müssen?

Heranschwebt ein Suppenteller mit Bandnudeln, schnörkellos gekrönt mit gemahlenem Mohn und klumpigem Puderzucker. Und in der Tat, die Tellermulde birgt eine bestenfalls mittlere, keine sehr große Portion, aber groß genug, dass magersüchtige Kleiderstangen auch ohne Mohn und Zucker bulämisch gezuckt haben würden, sagen wir, andernorts ist das ein – kleines – Hauptgericht. Nein, leider – „sajnos!“ – tut mir leid, Kaffee gibt es hier nicht. Ich gebe daher dem Mohn und dem Zucker Sodawasser auf die Reise durch meine Innereien zur Begleitung und esse in gemessenen Tempo den Teller leer. Da ich bereits satt bin, besteht keine Eile mehr.

Die anderen Gäste sind wieder verschwunden. Ich nehme einen letzen Schluck Sodawasser, meine neue Freundin räumt den Teller mit besten letzten Wünschen in die Küche. Ich sammle meine Siebensachen vom Tisch: Hotelprospekte, mein Notizbuch, das Mobiltelefon, mit dem ich vorhin ungeniert laut und deutsch telefoniert habe, ich fühle mich zu Hause. Der Zahlkellner erwartet mich bereits an seinem Tisch am Ausgang. Wir rekapitulieren das Menü, er rechnet. Die Summe erscheint mir – vergleichsweise – unerwartet hoch, doch schnell erklärlich: die Suppe könnte beinahe als Hauptgericht gesehen werden und ein Rindergulasch ist ein Rindergulasch, ergo gehört es nicht automatisch zu den günstigen Gerichten. Die Mohnnudeln sowie zwei getrennt berechnete, trotz und weil selbst eingeschenkte – eingespritzte ! – Gläser Wasser runden die Rechnung nach oben ab wie der nicht getrunkene Kaffee meinen Magen. Ich lege vom Wechselgeld – Wäxälgäld – 90 Forint als Trinkgeld auf den Tisch und weiß nicht, ob das üblich ist und ich mich besonders beliebt oder besonders unbeliebt mache. Der Dank – ausgesprochen aus mittlerer Entfernung, von wo man gerade noch sehen kann, was auf dem Tisch liegt – klingt freundlich erfreut. Alle sagen wir „Viszontlátásra“ – auf ein Wiedersehen – und mir wird noch zusätzlich ein ganz besonders schöner Tag gewünscht.

Und dann bin ich wieder eingetaucht ich in die sommerschattigfrischen und warmluftfleckigen Junistrassen des 6. Bezirks: Klauzal tér, Nagy Díofa utca, Dob utca, Király utca …..

Schnitzel Wiener Art III

Juni 2004

Zusammenfassung Verkostung 3

Gaststätte KLOSTERHOF, Seckbächer Gasse 14, Innenstadt
(neben Künstlerkeller und Schmiere).
Schweineschnitzel mit Pommes: 8,70 Euro (ohne Salat!)
Beilagensalat separat zu 2,90 erhältlich.

Gesamtnote: UNGENÜGEND (6)

Bericht Verkostung 3

Superkneipe, wenn man Durst hat und der Innenhof ist sommers ein Biertischgarten. Aaaber: meiden Sie die Küche, Damen und Herren!

Ich mag es nicht schon wieder sagen, weil es eine Art Betriebsunfall war, d.h. wir waren nicht dort, um Schnitzel zu testen, deswegen hätte ich auch keins bestellen brauchen, aber trotzdem: es war evident, dass dieses Schnitzel in fertig paniertem und tiefgefrorenem Zustand bei Metro oder Eismann oder werweisswo gekauft (Rudis Reste Rampe?), dann bei einer ständig auf- und zugerissenen Gefrierschranktür bei entsprechend nicht optimaler Temperatur (über-!)gelagert, jedenfalls dann unaufgetaut in eine Friteuse geworfen wurde (da isse wieder, jawoll!) und dort bis ganz knapp vor(!) finalem Durchwärmungspunkt verblieben war, sodass man am Ende nicht mehr feststellen konnte, ob der etwas verdächtige Beigeschmack nur vom nicht wirklich ganz durchenen Fleisch kam oder ob es tatsächlich zusätzlich auch noch schon sehr alt war. Punkt.

Fazit: UNGENÜGEND (6), trotz akzeptabler Pommes und 3er netter Bedienungen aus 5 Nationen. Und trotz super naturtrübem Bier. Keine Punkte für angelernte Schnellimbissköche und hirnlose Gastronomen!

Schnitzel Wiener Art II

Februar 2004

Zusammenfassung Verkostung 2

MALEPARTUS, Bornheimer Landwehr:
Schnitzel Wiener Art mit Pommes und gemischtem Salat, 8,80 Euro

Gesamtnote: VOLL AUSREICHEND (4+)

Bericht Verkostung 2

Das Traditionslokal Malepartus war und ist eine gutbürgerliche Lokalität mit solider Küche. Leider haben verschiedene Modernisierungswellen im vergangenen Jahrzehnt des vormals Originelle und Unverwechselbare an der Einrichtung völlig platt gemacht. Man muss es nicht essen wollen, aber es gibt auch kein „Kleinsolber“ mehr, keine heiße Fleischwurst auf Kraut und auch keine täglich wechselnde Speisekarte mit schlachtfrischen Spezialitäten von Kesselfleisch bis wer weiß was und DAZU noch das, was es heute nur noch gibt.

Der zweite Selbstversuch mit „Wiener Schnitzel“ endete allerdings erheblich erfreulicher als der erste im „Historix“. Dem Gericht konnte ein voll ausreichend erteilt werden, wobei sich das „voll“ und das „ausreichend“ darauf bezieht, dass mein bereits durch Gewohnheit und Kantinen eingeschränkter Erwartungshorizont eben in vollem Masse und ausreichend bedient wurde. Es hat geschmeckt, wie es eben muss. Aber nicht wie es kann.

Neben der fehlenden geschmacklichen Raffinesse im Detail, wurde die mangelnde Bereitschaft der Küche zu mehr als pflichtgemäßer handwerklicher Verrichtung daran erkennbar, dass beinahe alle bei dieser Gelegenheit am Tisch servierten warmen Bestandteile von Gerichten aus der Friteuse kamen. Nicht nur Schnitzel und Pommes, sondern auch die Bratwurst vom Teller meiner Gattin. Für Letzteres gibt’s eindeutig die gelbe Karte, Tendenz rot.

Es hat mir aber auch klar gemacht, dass ich das Frittieren eigentlich auch für Schnitzel nicht akzeptiere. Das ist eine Unsitte und ein Indikator für Köche, die sich Mühe oder eben keine geben. Von Pommes aus der Pfanne träume ich dann in meinem nächsten Leben.

So kann denn bei konsequenter Sichtweise auch dem „Malepartus“ kein besseres Urteil als das vergebene „ausreichend“ erteilt werden. Tut mir leid. Wo ein Grundprodukt, Schweineschnitzel von der Stange, für x Euro Einkaufspreis verwandt wird, erwarte ich zwar nicht den Geschmack eines Grundprodukts von y Euro, aber auch auf ein x-beliebiges Schnitzel kann man mit Liebe veredeln. Und genau das erwarte ich.

Schnitzel Wiener Art I

Januar 2004

Wiener Schnitzel I

Kurz bevor ich mich letzthin beinahe von mir selbst unbemerkt damit abgefunden und arrangiert habe, dass auch ein Schweineschnitzel „Wiener Art“ so etwas wie ein Schnitzel sein könnte und dass es so etwas wie ein „richtiges“ Schnitzel, so eins wie früher sowieso nur in meiner kindheitsverklärenden rückwärtsgerichteten Erinnerung gibt und dass man in Frankfurt eben am besten Frankfurter isst, habe ich die Reißleine gezogen. Ich bin doch nicht blöd. Ich habe im letzten halben Jahr mehrfach beispielsweise in Budapest exzellente Wiener Schnitzel („Bécsi szelet“) gegessen. Da geht’s also, warum nicht hier? Frankfurt ist schließlich Partnerstadt von Budapest….

Darauf habe ich beschlossen, nicht länger mehr zu ruhen, bis ich weiß, es gibt ein ordentliches Schnitzel in Frankfurt oder es gibt es eben nicht.

Zusammenfassung Verkostung 1

„HISTORIX“ im Historischen Museum, Frankfurt:
„Schnitzel Wiener Art mit gemischtem Salat“, ca. 8,50 Euro
separate Beilage „Bratkartoffeln“, ca. 2,50
komplett ca. 11 Euro

Gesamtnote: NOCH MANGELHAFT (5-)

Bericht Verkostung 1

An einem Sonntag um den Jahreswechsel herum sollte der Besuch einer Adorno-Ausstellung im Historischen Museum mit einem Schnitzel-Essen beschlossen werden. Was dabei geschah, lässt mich nochmals alle Vorurteile schaurig tief in den Bodensatz der Gastronomie gestippt und durchgesuckelt durchleben: schlimmer geht’s nimmer, jetzt muss es aufwärts gehen (und wenn nicht, werde ich auch darüber schreiben).

Bereits die Suche nach einem mit dem Museum verbindbaren Restaurant geriet zu einer Fahrt ins Blaue: was gibt’s denn in der Innenstadt an einem Sonntagmittag? Das ehemalige „Zum Fröhlichen Schnitzel“ heißt jetzt zum „Römer Pils Brunnen“ (genau so geschrieben) und beim Lesen der Speisekarte vor der Tür wurden wir von einer Gruppe Japaner überrollt. Das „Steinerne Haus“ hatte eine Teilspeisekarte draußen und geschlossen.

Wir sind dann erst mal ins Historische Museum und dann zwangsläufig ins Verderben gegangen: die dem Institut angeschlossene Gaststätte „Historix“ war geöffnet und „irgendwas wird’s da schon geben“. Als dann auf der Speisekarte ein „Schnitzel Wiener Art“ winkte, war ich auch vorderhand zufrieden und dachte „na gut“. Mein Gefühl war kein gutes, aber weil es modern ist, seine Vorurteile zu bekämpfen, konnte ich mich unbesorgt froh babbeln.

Laut Speisekarte sollte das Schnitzel mit „gemischtem Salat“ kommen. Pommes wurden auch als gesonderte Beilage nicht geboten (was durchaus positiv bewertet werden kann), da wir aber irgendwie doch darauf gespitzt hatten, bestellten wir separat zwei mal Bratkartoffeln.

Die Überraschung war groß, als nach durchaus längerer, aber noch akzeptabler Wartezeit das Schnitzel auf einem Teller mit etwas gemischtem Salat und einen größeren Haufen Kartoffelsalat kam. Wir wären’s auch damit zufrieden gewesen und wollten der Bedienung nur andeuten, dass wir ihr das Versehen nicht übel nehmen, als sie auch schon mit den Bratkartoffeln kam, die sie durchaus nicht vergessen hatte. Vergessen hatte sie aber zu sagen, dass der „gemischte Salat“ eine ausreichende Portion Kartoffeln schon beinhaltete, was auf unserer Rechnung mit zusammen 5 Euro für Bratkartoffeln, die wir sonst nicht bestellt hätten, zu Buche schlug.

Aber auch das hätte mich nicht aufgebracht, Hunger hatte ich genug. Was mich aber fassungslos zurückließ war, dass die Komponenten des Essen weder einzeln nach etwas schmeckten, noch in der Zubereitung irgendeine Ambition des Koches (welcher Koch?) erahnen ließen, noch irgendwie wirklich zusammenpassten.

Das begann damit, dass die mit Wasser stark verdünnte Essigessenz, die die ansonsten weitgehend geschmacksfreie Marinade des Kartoffelsalats vorstellte, bereits vom Weg aus der Küche an den Tisch unter die ohnehin nicht sehr knusprige Panade des Schnitzels gekrochen war. Das Fleisch war nicht geklopft, sondern wie es zu Lebzeiten aus dem ganzen Brocken geschnitten worden war, paniert und gebraten worden. O Sancta Gastronomia! Vielleicht ist das jetzt Sitte oder Mode (ich hab das schon öfters erlebt), aber müssen wir jetzt vielleicht auch noch darauf warten, dass Frikadellen nicht mehr durch den Wolf gedreht werden, sondern als ganzes Stückerl Fleisch aus der Keule geschnitzt werden? Beim Vollformschnitzel führt das zu zäher Konsistenz, auch kann – so vorhanden! – Würze wie Salz und/oder Butter(schmalz) nicht in das Fleisch eindringen und man kaut auf aschgrauen geschmacksfreien Fasern dahin. Die Panade löste sich allzu gerne von dieser Unterlage und war auf der Rückseite typisch mehlschmierig.

Der „gemischte Salat“ bestand außer den unerwarteten Kartoffeln aus ein paar Schnitzen roher Möhren und Chinakohl und/oder Eisbergsalat, was dem ganzen Teller zu einem gespenstigen bleichtraurigen Aussehen verhalf. Die Marinade zu diesem Teil des Trauerspiels kaum aus Tube oder Dose und war rosa, so etwas wie „Thousand Islands“ für Arme. Selbst die obligatorische Zitronenscheibe konnte da nichts mehr retten.

Krönung waren die „Bratkartoffeln“, eine gemeinsame separate Portion für zwei zu immerhin 5 Euro: speckig-ölig glänzend, weichwarm, keine Kruste, kein Geschmack, dafür in einer Öllache residierend.

Die Gesamtnote „noch mangelhaft“ rettete dem Gericht und der Lokalität ein „ausreichend“ für die Bedienung und ein „befriedigend“ für das Ambiente, denn eigentlich könnte das eine sehr nette Kneipe sein.