„Wer hat an der Uhr gedreht“, wie schnell vergehen eineinhalb Jahre?
Gerade erst gestern, am 28. März 2018, haben wir uns doch noch auf einem Acker vor ein paar Zeilen verstrubbelter, eingetrockneter Weinstöcke getroffen und dieses Tagebuch begonnen:
Und heute schon, am 15. Oktober 2019, liegen im Keller 167 Flaschen 2018-er Wein:
Wir blättern noch einmal gemeinsam mit dem Daumen durch dieses Tagebuch und vollziehen im Zeitraffer nach wie unser Wein 2018 zustande gekommen ist.
<Vorhang >
Ende März 2018 schneiden wir etwas verspätet unsere etwa 110 Weinstöcke zurück und binden sie so in Form, dass die neuen Austriebe (hoffentlich, möglichst, gnädigerweise, vielleicht ….) ab Ende April, Anfang Mai senkrecht nach oben wachsen können.
Übers ganze Jahr 2018 verteilt haben wir mehrmals Laub ausgeschnitten, Triebe eingekürzt und neu ausgerichtet sowie 3 oder 4 mal mit der Universalwaffe Schwefel + Kupfer-Spritzung versucht, die Pflanzen einigermaßen gesund zu erhalten. Das war im vergangenen Jahr nicht sehr einfach, weil sowohl die Luftfeuchtigkeit als auch die Temperaturen durchgehend recht hoch waren und unsere Weinstöcke extrem schnell und stark wachsen.
Keine 4 Monate später, Anfang Juli 2018, hängen nach der Blüte im Mai schon recht große Trauben an den Stöcken, die sich bereits langsam von grün nach blau umfärben. Vorsichtshalber spritzen wir bereits jetzt trotz noch üppiger Karenzzeit zum letzten Mal Kupfer und Schwefel.
Anfang September 2018 hängen an den Stöcken große, süße Trauben, die aber leider von Wespen und Hornissen stark angefressen sind. Außerdem wildern des Nachts Fuchs und Dachs.
Am 12. September 2018 helfen Freunde, die uns besuchen, bei der Ernte, dem Auslesen der Trauben und beim Einmaischen. Jetzt verlagert sich das Geschehen vom Weingarten in den Keller.
Die Maische gärt in einem großen Bottich bis zum 21. September 2018 und wird dann abgepresst, der ablaufende Jungwein in Fässern eingelagert.
Erst am 7. Januar 2019 nehmen wir ihn so vorsichtig aus den Fässern heraus, dass die unten abgesetzten Trübstoffe im Fass zurückbleiben und ausgespült werden können, bevor der bereits fast vollständig durchsichtige Wein zum ersten Mal geschwefelt wird und zurück in sein Fass kommt.
Im April, Mai und Juni 2019 schauen wir immer mal wieder, ob der 2018-er Wein noch einen ausreichend hohen Schutzspiegel an Schwefel hat und nehmen ihn aus den Fässern und setzen ihn wieder zurück, um die dann immer noch vorhandenen trüben Ablagerungen zu entfernen, auch wenn wir es nicht mehr im Einzelfall in diesem Tagebuch erwähnt haben. Ohnehin liegt bereits seit Janaur 2019 der Hauptaufwand wieder im Weingarten, beim Jahrgang 2019, für den seither das anstand und ansteht, was wir seit einem Jahr für dem 2018-er berichtet haben. Der kümmert sich nämlich ansonsten in seinen Fässern überwiegend um sich selbst und läuft eher nebenbei mit. Entsprechend gibt es jetzt hier kein Bild.
Ende August 2019 tritt der der 2018-er Wein gänzlich in den Hintergrund, weil der jüngere Bruder aus dem Jahr 2019 wegen der starken Laubschäden und weil die fast fertigen Trauben von unten nach oben zu verdörren drohen alle Aufmerksamkeit auf sich zieht und vorsichtshalber etwas verfrüht geerntet und eingemaischt wird.
Erst als wir Mitte September 2019 der 2019-er Jungwein einlagern wollen, muss der 2018-er aus Platzgründen aus seinen angestammten Fässern und erfährt wieder erhöhte Aufmerksamtkeit durch uns und eine Laborantin, die ihn auf Zucker-, Alkohol-, Säuregehalt und andere Werte hin untersucht.
Der 2018-er wird dann am 18. September 2019 gefiltert, um ihn endgültig blitzeblank zu machen und noch am gleichen Tag in 167 Flaschen gefüllt und verkorkt.
Und – peng! – liegt er am 15. Oktober 2019 schon aufgestapelt im Keller.
</Vorhang >
Soweit die Kurzbiografie unseres 2018-er Rotweins. Denjenigen, denen das zu schnell ging, empfiehlt sich die Lektüre des gesamten Tagebuch vom Anfang bis zum heutigen Eintrag. Da finden sich denn auch ein paar Schnurren und launige Anekdoten, die hier zwangsläufig unter den Tisch fallen mussten. Nicht zu vergessen die Blicke in unseren Weinbergszoo.
Der Vorhang ist gefallen, aber wir schließen damit nicht auch gleich das Theater.