19. Mai 2019 – Chronistenpflicht und verscheuchte Sorgen

Die Chronistenpflicht erfordert zu berichten, dass der 2018-er Wein Anfang Mai inspiziert wurde, aber nichts weiter zu tun war. Das Labor in Bonyhád bescheinigt einen Wert vom 45 für den freien Schwefel, damit kann er bis auf Weiteres so sitzen bleiben. Er hat sich auch optisch vollständig geklärt und schillert wunderbar im Glas. Noch einmal Schwefeln bei Bedarf im Sommer, Filtern und Abfüllen dann im Herbst 2019.

Die obligatorische neugierige Verkostung war ebenfalls zufriedenstellend, wenn auch – wie schon so oft – alle Mitwirkenden unterschiedlichste Anmerkungen vortrugen. Einig waren wir uns darin, dass der Wein „hinten heraus“ einen deutlichen Bitterton aufweist. Aber ob das jahrgangsspezifisch ist, schon immer so war, die Weinstöcke nach jetzt 10 Jahren andere Stoffe in die Trauben einlagern oder gerade nicht ……

Damit hätte es für dem Moment auch gut sein können, wenn nicht der Chronist ehrlicherweise einräumen muss, dass es noch Irritationen und Befürchtungen in Bezug auf den Rotwein 2018 gab, die aus dem Rosé des gleichen Jahres herüberschwappten: der rosa Wein in den beiden 1,5-Liter PET-Flaschen, in die wir Anfang April einen Rest abgefüllt hatten, schmeckte deutlich nach Essig. Bei diesem Thema stehen nicht nur dem Hobby-Winzer die Haare zu Berge. 3 Liter mit Essigbakterien infizierten Wein kann man zwar wegschütten, aber wenn die Bakterien einmal im Keller sind, ist die Panik groß. Sie könnten dann auf jeden beliebigen eingelagerten Wein überspringen und den enthaltenen Alkohol gemächlich in Essig verwandeln. Und das alle Jahre wieder.  Und wenn man das denkt, schmeckt man eben nicht nur im Rosé aus den PET-Flaschen deutlich Essig, sondern meint auch , dass die Rotweine etwas mehr Säure, vielleicht sogar ESSIG-Säure, haben als in den sonstigen Jahren.

Wie Essig-Bakterien in den Wein und den Keller kommen können? Eine Möglichkeit wäre die, die im Blog-Beitrag vom 5. September 2018  angedeutet ist:  die reifen und angefressenen Beeren wären schon an den Stöcken von wilden Bakterien und/oder Essigfliegen infiziert worden und wir hätten sie hernach selbst in den Keller getragen.

Soweit die größte anzunehmende Horrorvision der Angelegenheit. Wir haben fürs Erste noch einmal sorgfältig nachgeschmeckt und nachgedacht. Zwei von drei Testern fanden die Säuren im Rotwein „wie immer“.  Wichtiger aber: im Rosé, der anders als in PET-Flaschen abgefüllt war, war der Essigton sehr deutlich weniger zu schmecken.  Das könnte also alles noch im Bereich des Normalen liegen und den Rotwein gar nicht betreffen, in jedem Wein gibt es schließlich einen bestimmten Anteil an Essigsäuren. Und das Ganze könnte sich einfach in nächster Zeit und vor allem nach Abfüllen in Flaschen „vertun“. Vor allem in unserer Anfangszeit waren wir ein, zwei Mal versucht, Wein aus einzelnen Behältern wegzukippen, weil er zu diesem Zeitpunkt vermeintlich einen Fehler hatte. Haben wir aber nicht und heute kann man ihn gut trinken.

Da es im Keller momentan nur die immer gleichen Fässer und Gärverschlüsse zu sehen gibt, heute zum Schluss nur noch Nettigkeiten von unserer neuen Wildbeobachtungskamera. Neben dem porträtierten Rehbock  bevölkern im Moment noch weitere Rehe, einer oder mehrere Dachse  sowie Füchse, Marder, Feldhase und Igel unseren nächtlichen Weingarten.

 

 

 

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