Tag 4 – Von Nördlingen nach Augsburg

Harburg
Harburg

Sonntag, 14. Juni 2015

Der Plan

Von Nördlingen nach Augsburg über Donauwörth, angesetzt mit etwa 85 km

Wie es war, was geschah

Nach Verabschiedung von Frau M. auf in Richtung Donauwörth. Nicht ohne vorher gespült zu haben und ohne zu überprüfen, ob ich auch sonst nichts verschmutzt habe und Frau Erika unnötige Mühe verursache. Auch der Sessel im Wohnzimmer wird aus der Fernsehposition wieder im rechten Winkel zum Tisch gerückt, jawoll. In der Küche hatten frühere Gäste ein paar Beutel Minze- und Hagebuttentee zurückgelassen, den ich mir stark gezuckert als Frühstück gönne. In einer Ferienwohnung gibt es schließlich kein Frühstücksbüffet.

Wörnitzstein
Wörnitzstein

Der Radweg ist breit und begleitet die gemächlich sich dahin ziehende Bundesstraße 25 immer schön mäßig schräg über ohnehin nicht sehr hohe Rücken. Bei Harburg geht es über die einzige nennenswerte, aber harmlose Höhe für heute – ich durchfahre dabei einen wegen Bauarbeiten gesperrten Tunnel, sonntags wird nicht gearbeitet -, dann entlang der Wörnitz über Wörnitzstein nach Donauwörth. Es ist am Vormittag schon unangenehm schwül und drückend.

Donauwörth
Donauwörth

In Donauwörth gegen Mittag, Kirchenglocken. Auf der zentralen Ortsstraße eine Ausstellung der örtlichen Autohäuser, viel ferrari-roter und oranger Lack, blanke Felgen, riesige LKW-Reifen hängen von einem mobilen Kran, Informationsstände, Luftballons. Die Luft steht, der Asphalt und die Pflastersteine sind heiß und unwirtlich, etwas abseits nehme ich eine große Apfelschorle, mache keine lange Pause.

Nach Überquerung der hier noch sehr übersichtlichen Donau vollzieht sich der Einstieg in den Radweg „Via Claudia Augusta“ in endlosem rechtwinkeligen Zickzack entlang von Ackergrenzen in der weiten Ebene des Lechtals. Es geht nicht voran. Aber irgendwann geht es dann doch auf eine geradeaus führende Landstraße, mal mit, mal ohne Radweg an der Seite und plötzlich – etwa anderthalb Stunden nach Donauwörth – führt ein Feldweg überraschend in einen Auwald und direkt an den Lech.

Lech nördlich Augsburg
Lech nördlich Augsburg

Auf einer langen ermüdenden Strecke über einen landschaftlich wunderbaren, aber leider stellenweise hübsch rutschigen Schotterweg zwischen Lech und Lechkanal traumhafte Aussichten durch den Uferbewuchs auf den Fluss. Immer wieder türkisch und flaschengrün vexierendes Wasser, weiße Kiesbänke, Sonnenschirme, Menschen auf Matten, Kajakfahrer. Ein Braunkehlchen unterhalb meiner Rastbank, eine Smaragdeidechse kreuzt die Fahrbahn. Unbedeutend ein Ausrutscher auf Kies mit Absprung. Das Rad liegt, ich stehe, nichts passiert. Idyll pur. Das geht so fast zwei Stunden.

15 Kilometer vor Augsburg zurück in der Zivilisation. An einer Tankstelle Jause mal anders: 2 Snickers, 1 Dose Cola eisgekühlt. Die letzten Kilometer nach Augsburg im Trettran, über Vorortradwege, einfach nur noch ankommen. Es wird immer schwüler. Da ich – schon in der Stadt – mein Ziel nicht gleich finde, aktiviere ich das Navi der Hotelbuchungs-app auf meinem Smartphone und lasse mich einhändig weiterfahrend von einem geduldig sprechenden Fräulein lotsen.

Ankunft 15 Uhr, einchecken in eine Unterkunft, die sich anders als im Internet als die Jugendherberge herausstellt. Aber sehr nett. Und EZ mit Dusche ist EZ mit Dusche. Klamotten runter, Brause.

Schon am Vorabend war mein Ladegerät für das Tablet nicht mehr auffindbar. Mutmaßlich in Blaufelden. Ich laufe am späten Sonntagnachmittag stundenlang sehr weite Strecken durch die heiß aufgeladene Stadt, um mir ein Bild zu machen, wo ich morgen nach Ersatz fragen kann und wann die Geschäfte aufmachen. Das will ich machen, solange ich das Rad und das Gepäck noch in der Unterkunft lassen kann. Nach der vorgesehenen Bahnfahrt nach München müsste ich dort sonst mit Rad und Gepäck von Laden zu Laden laufen. Ich bin aber unsicher, ob ich morgen in Augsburg tatsächlich fündig werde und schreibe, nachdem ich mich völlig erschöpft zu zwei vorerst alkoholfreien Weißbieren niederlasse, vorsichtshalber Texte vom Tage mit der Hand in ein Notizbuch. Das spätere Abendessen nehme ich in Trance ein, von einem richtigen Zischbier nach einem Gläschen Frankenwein nehme ich Abstand. Kurz vor der Jugendherberge eine Tanke, gut sortiert und besucht von Einzelflaschenaufkäufern, junge Leute, Studenten. Im Bett ein wunderbares Helles, das Fernsehbild verschwimmt.

In der Nacht fängt es an zu regnen…..

Zahlen

Tageskilometer:  87,59 km
Gesamtkilometer: 350,37 km
Fahrzeit heute: 9 bis 15 Uhr