Herbstlaub
Herbstlaub
gewellt, verfärbt, zerrupft.
Eine Fotostrecke aus 55 Jahren
zeigt zuletzt
geschundene Gesichter.
Da können andre viel schwätzen
von reifen Männern,
interessanten Falten und
Lebenslinien.
Ein glatter Arsch
wäre mir lieber.
Der Rand
Mir soll die Semmel
Nicht unterm Ofen glühn
Bevor der Rand nicht weiss warum es zieht
Der Rest zieht eh,
Und, wenn das Fühln
Auch sollt sich selbert nicht begreifen
Es bleibt der Zimmermann
Mit Edelholz und Bacherl-Lauf
Der auch zieht
mit dem Nacht-Gewann
Der kennt und nimmt und etwas gibt
Damit der Rand
Zeit hat und er flieht
NEU: Die gute „Dolce China“-Wurst
Bunte Blüten treibt das Schnellgaststättengewerbe bzw. wirft Faltblätter auch in Briefkästen, auf denen “Bitte keine Werbung” steht. So heute eins mit folgenden fett und bunt gedruckten Überschriften:
Dolce Vita. CHINA EXPRESS. NEU bei uns: Currywurst.
Kein Wunder, dass manche Mitbürger “Multikulti” für gescheitert halten. Wer ständig möglichst viel (multi) vom Schlechtesten was andere “kulti” zu bieten haben in einen Topf wirft, bekommt noch lange kein bekömmliches Abendessen. Dabei ist doch eigentlich klar, dass in einem richtig guten Cross over-Gulasch das Beste von allem drin ist und nicht die Abfälle.
Aber was wollen die Leute stattdessen (um sich gierig satt zu essen)??? Analogkäsekuchen (“Pizza”) mit Formvorderschinken unbestimmter Anbaugebiete (“prosciutto”), gaumenzerschneidende Maismehltrockenscheiben (“taco shells”), gepresste Hühnerfleischabschnitte (“Saté-Spieß”), Hauptsache billig-billig-billig und das Zeug kommt verzehrwarm eingeschweißt direkt an die Wohnungstür, wo man es sofort aufreissen und mit dem mitgelieferten Plastikbesteck ohne Umweg über die Küche im Stehen reinschlingen kann.
Warum? Weil sie keine Ahnung haben und keine haben wollen, weil sie sich nicht dafür interessieren was wo drin ist, woher was kommt und was was bedeutet und wie das alles zusammenhängt. Und weil sie einfach zu faul zum Selbermachen und -denken sind. Leider.
Und leider nicht nur bei der Nahrungszufuhr, sondern auch im sonstigen richtigen Leben. Das Ergebnis? Zerrbilder von “internationaler Küche” und “cross over” und nach dem gleichen Muster auch von anderen Kulturen und eben “Multikulti”.
Das Etablissement “Dolce Vita – China Express” – bezeichnenderweise ohne ausgewiesenen festen Wohnsitz, nur mit Telefon für die schnelle Schlingnummer zwischendurch – als Spiegel der Gesellschaft: Wer hätte das heute morgen vor dem Leeren des Briefkastens gedacht?
Nahblindheit,Tunnelblick
“Frohe Weihnachten wünsche ich Euch!!! Der Anhang ist eine kleine Pause wert! Herzlich” grüßt eine liebe Kollegin per E-Mail und empfiehlt das Youtube-Video Christmas Food Court Flash Mob, Hallelujah Chorus – Must See!
Ein schöner Streifen, ein geniales Musikstück, unkaputtbar. Die kleine Aufmerksamkeit ist verbunden mit dem Wunsch, dass wir alle mal innezuhalten und uns verzaubern lassen. Soweit alles Bestens. Mein kleiner Beigeschmack: während jetzt alle auf u-tjuub starren, probt ein ähnlich ambitionierter Kirchenchor irgendwo in Frankfurt Händels Messias samt Halleluja und keiner merkt es. Das Internet, die Medien ziehen uns alle raus und weg aus unserer unmittelbaren Umgebung, unserem eigenen Alltag. Wir werden blind für das was um uns herum geschieht, schauen durch Tunnel in weit entfernte Galaxien. Die meisten “Aaaahs” und “oooohs” können wir uns aber auch direkt im Konzert um die nächste Ecke abholen oder in der Oper, im Kino, im Theater. Aber wer weiß das denn schon (noch) wirklich, wer fragt danach? Zumal man auch durch den Schneematsch latschen und sich vorher Karten besorgen müsste. Und das “Halleluja” kommt in echt halt nicht nur als 4-minütiges Dessert, sondern als Teil eines dreieinhalbstündigen Oratoriums oder wenigstens eines 2-stündigen Konzerts mit noch anderen Programmpunkten.
Denn auch das muss man feststellen: auf dem Video ist jetzt nicht gerade eine übermäßig berauschende Giga-Interpratation des Händel’schen Hallelujas. Dieses Niveau hat hierzulande jeder zweite mittelstädtische Kirchenchor. Nur traut der sich normalerweise nicht zwischen die Schnellimbisse im Nordwestzentrum. Leider.
roulade wie bei oma
folgendes: 3 große rinderrouladen salzen und pfeffern, mit senf bestreichen, kleingehackte zwiebeln darauf verteilen, dünn geschnittenen und durchwachsenen speck darauf legen, eine salzgurke sehr fein schneiden und die drei rouladen damit bedecken, rollen und mit küchenzwirn zusammenbinden. jetzt in butter anbraten, mit heißem wasser zweifingerbreit auffüllen und mindestens 2 bis 2 1/2 stunden schmoren lassen. dazu am besten salzkartoffeln – und ein dunkles weißbier! wohlsein!
Nachtzugschwarz
Nachtzugschwarz
So leiert’s Schrankerl runter
Warten all das Fahrgevolk
Und gebt ein Grün her
Und versorgt’s Lokal
Dass Keiner geht
Und
Alle bleiben
Gebt Grün aus
Oder lasst es bläuen